Wieder an Bord - aber anders!
"Leinen los - wir legen ab". Dieses Kommando ging in den Jahren vor Corona bei jeder Kreuzfahrt tausendfach über die Stimmbänder der Kreuzfahrtkapitäne. Es war jeweils der Startschuss für ein unvergessliches maritimes Schifffahrtserlebnis mit dem beliebten Landgang für viele Stamm-Kreuzfahrer und Neu-Kreuzfahrer. Bis 2019 genoss dieser Sektor der Tourismusindustrie eine beispiellos hohe Nachfrage. Viele Dauerfahrer und Nachahmer wollten Fahrten mit den großen Schiffen über die Weltmeere buchen und dabei möglichst viel sparen - viele Neulinge blieben am Reiz der Meere, dem Landgang und der Schifffahrt hängen. Die kleinen und großen - haufenweise mit Passagieren vollgestopften - Dampfer lieferten den Reedereien satte Gewinne und ein Gefühl der Unversehrbarkeit Ihres Geschäftsmodells. Den Passagieren konnte ein kostengünstiges Preis-Leistungsverhältnis geboten werden - inklusive dem Gefühl, beim Buchen ordentlich zu sparen.
Und dann kam etwas, was niemand für möglich gehalten hatte. Ein kleines, unscheinbares Virus legt die komplette Weltwirtschaft und mit ihr die Kreuzfahrtindustrie lahm. Ungewöhnlich kurzfristig mussten laufende und geplante Reisen Corona bedingt eingestellt werden. Stornierung über Stornierung erreichten die Reedereien - mit katastrophalen Folgen auch für die, deren Existenz von den Kreuzfahrten abhängt: Besatzungsmitglieder, Café-Betreiber, Masseure, Hafenmitarbeiter, Fremdenführer, Taxifahrer, Bauern, Brauer, Landwirte, Lotsen, Werftmitarbeiter. Alle waren von jeder einzelnen Stornierung betroffen, jeder musste von da an rigoros sparen.
Im Jahr 2019 - in den stürmischen Zeiten vor Corona - legten 546 Schiffe im Hafen von Venedig an und ab. Allein den Hafenbehörden bescherte dies 35 Mio. EUR an Gebühren. Im Virus-Jahr 2020 waren es lediglich 6 Schiffe und lausige Gebühren in Höhe von 150.000 EUR. Mit einem Schlag war Venedig, deren 50.000 Bewohner zu 95% vom Tourismus abhängig sind, der Geldhahn durch eine unerwartete Pandemie und die folgende Welle an Stornierungen zugedreht. Die MSC-Reederei hatte im Corona-freien Jahr 2019 17 Kreuzfahrtschiffe im Einsatz; mit einer traumhaften Auslastung von nahezu 100%. Einen Vergleich mit der mickrigen Auslastung von ländlichen Hotels kann man sich an dieser Stelle sparen. Von April bis August 2020 waren alle MSC-Schiffe Corona-bedingt an den Hafen gebunden. Die Auslastung fiel von einen auf den anderen Moment von 100% auf 0% - bei unvorstellbaren Erhaltungskosten für die parkenden Riesen. Eigentlich hatte die Branche für 2020 gerechnet, dass 32 Mio. Passagiere ihre Leistungen buchen.
Die Zeit des Stillstands wurde nicht nur für die Entwicklung und den Einsatz eines wirksamen Impfstoffs verwendet. Es hat auch die Kreuzfahrtindustrie nachhaltig verändert. Monatelang wurde akribisch nach einer Problemlösung gesucht: Wie können möglichst viele Menschen mit möglichst wenig persönlichen Kontakten in den stillstehenden Riesen untergebracht werden? Wie können diese Schiffe dann mit einer ansprechenden Route und lockenden Höhepunkten losgeschickt werden, damit möglichst viele Passagiere ohne spätere Stornierung buchen und dabei noch das Gefühl haben ordentlich zu sparen? Wie kann sichergestellt werden, dass keiner der reisehungrigen Passagiere unentdeckt das Virus an Bord bringt und Corona das ermöglicht, was es am besten kann: massenhafte Ausbreitung in kürzester Zeit auf engstem Raum?
Angetrieben von der bedrohlichen Lage haben die Kreuzfahrt-Verantwortlichen die Köpfe zusammengesteckt und fieberhaft ein stahlfestes Hygiene- und Sicherheitskonzept entwickelt, das ein Wiederablegen der Kreuzfahrtschiffe ermöglicht. Wo kann man überhaupt hinfahren, wo wird man geduldet, wo ist überhaupt ein Landgang möglich, welche Möglichkeiten einer Stornierung können buchungswilligen und verunsicherten Reisekunden angeboten werden, damit diese überhaupt wieder buchen? An welchen Kosten kann man sparen, ohne die Gesundheit und Sicherheit zu gefährden? Fragen gab es mehr als Antworten. Aber Lösungen wurden dennoch gefunden. Bereits im Oktober 2020 stellten sich 2 MSC-Schiffe der Herausforderung und stachen vorsichtig in See; TUI und AIDA wagten es ebenfalls. Vereinzelte Rückschläge lehrten die Verantwortlichen, dass es kein Selbstläufer werden würde.
Aber wie können Kreuzfahrten in Corona-Zeiten und danach sicher und dennoch rentabel abgewickelt werden? Ein Mix an Maßnahmen sollte dies sicherstellen und führte ganz nebenbei zu einem grundlegenden Wandel in der Branche. Die alten Schiffe, deren betagte Motoren mit Schweröl befeuert wurden und die - bereits vor Corona - als Dreckschleudern in Verruf geraten sind, wurden verschrottet. Statt Globetrotter Reiseziele wie die Dominikanische Republik oder die Karibik wurde die eigene Heimat oder das nähere Ausland wie Ostsee oder Dänemark anvisiert. Statt einem - unter Virus-Gesichtspunkten - riskanten Landgang wurden Ausfahrten mit Schnell- und Beibooten rund um die Küsten der angesteuerten Reiseziele organisiert, inklusiver seefester Kleidung. Statt Schlange stehenden Menschenmassen wurde die Einschiffung in kleinen Gruppen vollzogen - alle musste nach dem Buchen der Reise einen persönlichen Gesundheitsbogen sowie einen PCR- und Antigen-Test einreichen.
Und wenn alle diese Hürden umschifft wurden und die Besatzung die Gäste erleichtert und freudestrahlend an Bord begrüßten, ging das Sicherheits- und Hygienekonzept weiter. Tägliches Fiebermessen, regelmäßiges Desinfizieren aller Gemeinschaftsräume nach deren Nutzung, Sicherstellung von ausreichenden räumlichen Abständen unter der Entspannung und Normalität suchenden Passagieren, Corona-gerechte Abwicklung eines Landgangs. Während die Passagierkapazitäten auf den Schiffen nur bis maximal 60% ausgeschöpft wurden, bliebt die Personenzahl bei der Besatzung unverändert - eben um all diese Zusatzaufgaben sicherstellen zu können.
Und wenn doch das Unerwünschte passiert: Ein Passagier hat COVID-Symptome. Die Person wird unverzüglich und streng isoliert auf die Krankenstation gebracht und einem intensiven Virustest unterzogen. Der Abstrich kann - anders als die gewohnten Selbst- oder PCR-Tests - 22 verschiedene Erreger nachweisen und verrät der Krankenstation-Besatzung sofort, welche Gefahr der betroffene Passagier in sich trägt. Unter keinen Umständen darf sich in einem solchen Fall dieser Erreger im Schiff ausbreiten und den auf gläsernen Füßen stehenden Wiedereinstieg der Kreuzfahrt-Branche gefährden. Ob dies alles gelingen wird, werden wir in 2021 - im Neustart-Jahr der Kreuzfahrtindustrie - erfahren.
Im Jahr 2019 - in den stürmischen Zeiten vor Corona - legten 546 Schiffe im Hafen von Venedig an und ab. Allein den Hafenbehörden bescherte dies 35 Mio. EUR an Gebühren. Im Virus-Jahr 2020 waren es lediglich 6 Schiffe und lausige Gebühren in Höhe von 150.000 EUR. Mit einem Schlag war Venedig, deren 50.000 Bewohner zu 95% vom Tourismus abhängig sind, der Geldhahn durch eine unerwartete Pandemie und die folgende Welle an Stornierungen zugedreht. Die MSC-Reederei hatte im Corona-freien Jahr 2019 17 Kreuzfahrtschiffe im Einsatz; mit einer traumhaften Auslastung von nahezu 100%. Einen Vergleich mit der mickrigen Auslastung von ländlichen Hotels kann man sich an dieser Stelle sparen. Von April bis August 2020 waren alle MSC-Schiffe Corona-bedingt an den Hafen gebunden. Die Auslastung fiel von einen auf den anderen Moment von 100% auf 0% - bei unvorstellbaren Erhaltungskosten für die parkenden Riesen. Eigentlich hatte die Branche für 2020 gerechnet, dass 32 Mio. Passagiere ihre Leistungen buchen.
Die Zeit des Stillstands wurde nicht nur für die Entwicklung und den Einsatz eines wirksamen Impfstoffs verwendet. Es hat auch die Kreuzfahrtindustrie nachhaltig verändert. Monatelang wurde akribisch nach einer Problemlösung gesucht: Wie können möglichst viele Menschen mit möglichst wenig persönlichen Kontakten in den stillstehenden Riesen untergebracht werden? Wie können diese Schiffe dann mit einer ansprechenden Route und lockenden Höhepunkten losgeschickt werden, damit möglichst viele Passagiere ohne spätere Stornierung buchen und dabei noch das Gefühl haben ordentlich zu sparen? Wie kann sichergestellt werden, dass keiner der reisehungrigen Passagiere unentdeckt das Virus an Bord bringt und Corona das ermöglicht, was es am besten kann: massenhafte Ausbreitung in kürzester Zeit auf engstem Raum?
Angetrieben von der bedrohlichen Lage haben die Kreuzfahrt-Verantwortlichen die Köpfe zusammengesteckt und fieberhaft ein stahlfestes Hygiene- und Sicherheitskonzept entwickelt, das ein Wiederablegen der Kreuzfahrtschiffe ermöglicht. Wo kann man überhaupt hinfahren, wo wird man geduldet, wo ist überhaupt ein Landgang möglich, welche Möglichkeiten einer Stornierung können buchungswilligen und verunsicherten Reisekunden angeboten werden, damit diese überhaupt wieder buchen? An welchen Kosten kann man sparen, ohne die Gesundheit und Sicherheit zu gefährden? Fragen gab es mehr als Antworten. Aber Lösungen wurden dennoch gefunden. Bereits im Oktober 2020 stellten sich 2 MSC-Schiffe der Herausforderung und stachen vorsichtig in See; TUI und AIDA wagten es ebenfalls. Vereinzelte Rückschläge lehrten die Verantwortlichen, dass es kein Selbstläufer werden würde.
Aber wie können Kreuzfahrten in Corona-Zeiten und danach sicher und dennoch rentabel abgewickelt werden? Ein Mix an Maßnahmen sollte dies sicherstellen und führte ganz nebenbei zu einem grundlegenden Wandel in der Branche. Die alten Schiffe, deren betagte Motoren mit Schweröl befeuert wurden und die - bereits vor Corona - als Dreckschleudern in Verruf geraten sind, wurden verschrottet. Statt Globetrotter Reiseziele wie die Dominikanische Republik oder die Karibik wurde die eigene Heimat oder das nähere Ausland wie Ostsee oder Dänemark anvisiert. Statt einem - unter Virus-Gesichtspunkten - riskanten Landgang wurden Ausfahrten mit Schnell- und Beibooten rund um die Küsten der angesteuerten Reiseziele organisiert, inklusiver seefester Kleidung. Statt Schlange stehenden Menschenmassen wurde die Einschiffung in kleinen Gruppen vollzogen - alle musste nach dem Buchen der Reise einen persönlichen Gesundheitsbogen sowie einen PCR- und Antigen-Test einreichen.
Und wenn alle diese Hürden umschifft wurden und die Besatzung die Gäste erleichtert und freudestrahlend an Bord begrüßten, ging das Sicherheits- und Hygienekonzept weiter. Tägliches Fiebermessen, regelmäßiges Desinfizieren aller Gemeinschaftsräume nach deren Nutzung, Sicherstellung von ausreichenden räumlichen Abständen unter der Entspannung und Normalität suchenden Passagieren, Corona-gerechte Abwicklung eines Landgangs. Während die Passagierkapazitäten auf den Schiffen nur bis maximal 60% ausgeschöpft wurden, bliebt die Personenzahl bei der Besatzung unverändert - eben um all diese Zusatzaufgaben sicherstellen zu können.
Und wenn doch das Unerwünschte passiert: Ein Passagier hat COVID-Symptome. Die Person wird unverzüglich und streng isoliert auf die Krankenstation gebracht und einem intensiven Virustest unterzogen. Der Abstrich kann - anders als die gewohnten Selbst- oder PCR-Tests - 22 verschiedene Erreger nachweisen und verrät der Krankenstation-Besatzung sofort, welche Gefahr der betroffene Passagier in sich trägt. Unter keinen Umständen darf sich in einem solchen Fall dieser Erreger im Schiff ausbreiten und den auf gläsernen Füßen stehenden Wiedereinstieg der Kreuzfahrt-Branche gefährden. Ob dies alles gelingen wird, werden wir in 2021 - im Neustart-Jahr der Kreuzfahrtindustrie - erfahren.